Übersetzen ist wie Gummitwist – und trotzdem kein Kinderspiel.

Im Fol­gen­den soll es jedoch nicht um ein children’s game wie Chi­nese jump rope, son­dern um child’s play gehen, also etwas das kinder­leicht ist.

Wie im Deutschen das Kinder­spiel so kann im Englis­chen die Wen­dung a piece of cake mal wörtlich, mal über­tra­gen gemeint sein.

Wenn es in E. M. Forsters Roman Howards End heisst: «There she sat, a piece of cake in one hand, an emp­ty cham­pagne glass in the oth­er», so dür­fen wir uns ein Stück Kuchen vorstellen. «Da sass sie nun», über­set­zt also Egon Pöllinger, «ein Stück Kuchen in der einen Hand, ein leeres Sek­t­glas in der andern» (Wieder­se­hen in Howards End).

In der Hill­bil­ly-Elegie von J.D. Vance fall­en hinge­gen keine Krümel, denn hier geht es nicht um einen richti­gen Cake (wie er in der Schweiz heisst). Aber auch das ist für den Über­set­zer Gre­gor Hens nur ein Klacks:

«My sched­ule was intense, but every­thing that had made me fear the inde­pen­dent col­lege life when I was eigh­teen felt like a piece of cake now.»
«Die Tage waren voll­gepackt, aber alles, was ich mit achtzehn an der Unab­hängigkeit des Stu­den­ten­lebens gefürchtet hat­te, war jet­zt ein Kinderspiel.»

Pex­els / Pixabay

Es wäre schon prak­tisch, wenn im Deutschen eben­falls eine ess­bare Meta­pher zur Ver­fü­gung stünde, aber Über­set­zen ist eben kein Honigleck­en (not a piece of cake)! – Ich habe dazu ein paar Stich­proben gemacht, aber wo immer in der Über­set­zung von Honigleck­en die Rede war, gab es im Orig­i­nal keinen cake:
«no fuckin’ Mar­di Gras» (Julie Pow­ell, Julie & Julia; Übers. Andrea Ott),
«no pic­nic» (Paul Auster, Mr. Ver­ti­go; Übers. Wern­er Schmitz ),
«a taste of hon­ey!» (David Mitchell, Der Wolke­nat­las; Übers. Volk­er Oldenburg).

«Du meinst, es ist kein Honigleck­en? Du hast ‹Zuck­er­schleck­en› gesagt», kor­rigierte Far­rokh seinen Freund.
«Das ist doch das­selbe», erwiderte Macfarlane.
(John Irv­ing, Zirkuskind; Übers. Irene Rumler)

Im Orig­i­nal:

«Don’t you mean it’s no pic­nic? You said ‹no cir­cus›», Far­rokh told Mac.
«It’s the same expres­sion», Mac­far­lane replied.

Auch nicht über­all, wo im Deutschen Kinder­spiel ste­ht, ver­birgt sich im Englis­chen das sprich­wörtliche Stück Kuchen: «His arms to the shoul­ders and most of the legs beneath the knee were child’s play», heisst es in The Pale King von David Fos­ter Wal­lace. In Paul Austers New-York-Trilo­gie hätte die umgangssprach­liche Wen­dung a piece of cake wom­öglich das falsche Reg­is­ter angeschla­gen: «Pick­ing the lock on the front door is child’s play for Blue …»

Übersetzen ist wohl doch kein Kinderspiel à la Gummitwist – eher wie «Himmel und Hölle»!

Aber in Anlehmung an Bern Rul­lköt­ters Über­set­zung von Peter Ack­royds Chat­ter­ton dür­fen die Über­set­zerin­nen und Über­set­zer auf keinen Fall klein beigeben – oder wie der Englän­der sagt: eat hum­ble pie:

«Dann sollen sie doch Kuchen essen.» («Let them eat cake», she said.)
«Meinen Sie nicht: kleine Brötchen back­en?» («Don’t you mean hum­ble pie?»)

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